Archiv | März 2012

Übergestülpt

Veränderung gewünscht, aber wie?

Die Elsassstraße in Aachen hat in den letzten Jahren an Attraktivität verloren, viele Läden stehen leer und die bewohnten Läden entsprechen nicht dem neuesten Schick.

Da hat die Stadt eine Idee: Wir holen Aachener Designer an Bord und lassen diese in einem Wettbewerb die Schaufenster neu gestalten. Yeah. Eine Jury entscheidet, welche Ideen umgesetzt werden dürfen, es wird ausgelost, welcher Designer in welchem Schaufenster wüten darf. Die Ladenbesitzer schauen gespannt zu und je fertiger die Schaufenster werden, umso weniger gefällt ihnen, was sie sehen: Die Schaufenster entsprechen nun dem Kunst- oder Designstandard – ausgefallen, stylisch, mit Konzept. Einen Monat lang spazieren Kunstinteressierte durch die Straße wie durch ein Museum. Dann werden die Schaufenster von dem „befremdlichen Quatsch“ befreit und endlich können die Ladenbesitzer ihre Fenster wieder mit Blumenvasen, Gardinen und anderen kleinen Dekoobjekten zustellen.

Bei diesem Projekt wird eines deutlich: Durch die mangelnde Partizipation der Ladenbesitzer wurden die neuen Gestaltungsvorschläge nicht angenommen. Die Stadt hat versucht, die Straße durch eine Maßnahme von oben übergestülpt zu verschönern. Die Designer haben der Jury der Stadt ihre Ideen präsentiert und nicht mit den Ladenbesitzern gemeinsam entwickelt. Gerade bei einem so sensiblen Thema, wie Veränderung und Gestaltung, ist es wichtig den Kunden mit ins Boot zu holen und bei der Entwicklung der Konzepte miteinzubeziehen.

In diesem Projekt ist viel Energie verpufft und letztendlich sieht die Straße genauso aus, wie vor dem Projekt.