Effectuation

Neulich begegnete ich wieder Steve Jobs. Er schaute aus einem Power Point Vortrag auf ein schmales Publikum, das gekommen war, um für die eigene beraterische Tätigkeit neuen Input zu erhalten. Es ging überhaupt nicht um Steve Jobs, sondern um eine neue unternehmerische Methodik: Effectuation. Trotzdem unterstützte uns sein Bild in dem Glauben, am Erfolg beteiligt zu werden, wenn wir dieser Methodik folgen. Das Thema Effectuation reiht sich in eine untersuchende Haltung, die nach Jahren heldenhaften Unternehmertums Konzepte beobachtet, die ebenso erfolgreich, aber anders zum Ziel führen: spielerisch, kleinschrittig, offen, vernetzt, kommunikativ.

Dazu ist ein Vokabular entstanden, das wahrscheinlich längst Einzug gefunden hat in die Businesspläne von Startup Firmen: das Scheitern mitdenken, leistbare Verluste, Mittelorientierung, Netzwerke, Soft Skills. Es entspann sich eine kurze Diskussion darüber, ob die dazu notwendigen menschlichen Fähigkeiten, wie Empathie und Intuition, nicht weiblich zu verorten seien.

Ich bin eigentlich kein Apple Fan, aber dieser Mensch, dessen innere Stärke aus einem schwarzen Rollkragenpullover leuchtet, löst auch in mir etwas aus. Wie kein anderer ist Steve Jobs an der Entwicklung der Werkzeuge beteiligt, die für den Effectuation-Weg notwendig sind. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, Steve Jobs wäre ebenfalls dieser Methodik gefolgt. Er sieht nicht aus wie ein Vertreter des postheroischen Managements. Trotzdem bleibt am Ende der Eindruck,  hier gehöre etwas zusammen – die Einsamkeit der Entscheidung und die Sensibilität für die Entwicklung unserer Welt.

In seinem Buch Karte und Gebiet beschreibt der Autor Michel Houellebecq das Bild eines Künstlers. Auf diesem Bild sind zu sehen: Steve Jobs, schwarz gekleidet, stehend und Bill Gates in Shorts, sitzend mit nervösem Wackelknie. Die Aussage des Bildes entfaltet sich über den Titel: Steve Jobs und Bill Gates teilen den It-Markt unter sich auf. Houellebecq beschreibt noch eine ganze Reihe weiterer Bilder, die auf ähnliche Weise funktionieren. Leider fehlt in seiner Reihung eine Paarung, die in Zusammenhang mit der Diskussion, ob wir uns noch im heroischen oder schon im postheroischen Zeithalter der unternehmerischer Strategie befinden, eine spielerische Note mit hineingebracht hätte. Auf diesem Bild sähe man Steve Jobs und Clint Eastwood an modernen Büroarbeitsplätzen, nebeneinander, telefonierend neben einer Reihe indisch aussehender Menschen.
Untertitel: Steve Jobs und Clint Eastwood arbeiten einen Tag lang in der Apple-Hotline in Bangalore, Indien.
Wir sind gespannt auf Strategien, die beide Haltungen miteinander verbinden.

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Eine Antwort zu “Effectuation”

  1. Birgit Wohlgemuth sagt :

    effectuation im Spannungfeld zwischen Effecthaschei und Inspiration….jedoch anstelle Clint Eastwoods hätte Catherine Deneuve ins Großraumbüro in B. gesetzt…
    ..danke für die gelungene Inspiration!
    Grüße
    B.

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